“600m sind keine Demo!” skandierten knapp 80 Menschen vor der Gefangenensammelstelle (GeSa) in Moabit. Einige Blockierende waren während der Proteste von der Polizei verhaftet wurden und mussten ein paar Stunden in der GeSa verbringen. Nach der Entlassung wurden sie mit Jubel und Sekt empfangen. Die erste Frage: “Haben wir es geschafft?” – “600m und danach war Schluß! Wir haben sie blockiert!”, war die Antwort. Erleichterung, es hat sich gelohnt! No Pasaran!
Am 17.06. versammelten sich gegen 14:00 über 800 Anhänger*innen und Sympathisant*innen der extrem rechten Gruppierung “Identitäre Bewegung” (IB) am Gesundbrunnen. Angereist kamen sie aus Wien, Halle, Rostock, Mailand und anderen Städten in Europa. Mit anwesend: Pegida aus Dresden. Der selbsternannte Pepida-“Führer” Lutz Bachmann hielt sich den Großteil auf dem Lautsprecherwagen auf und kümmerte sich um die Musik. Darüberhinaus kamen auch klassische Neonazis mit eindeutigen rechten Symbolen, verwiesen wurde diese nicht. Auch das auferlegte Alkoholverbot wurde nicht umgesetzt. Gegen 14:40 setzte sich der extrem rechte Aufmarsch in Bewegung, ging 600m und um 15:05 Uhr war Schluß: No Pasaran! Vor der Kreuzung Brunnenstraße Ecke Lortzingstraße blieben sie zwei Stunden stehen.
Denn bereits um 12:00 Uhr waren knapp 1.600 Menschen unseren Aufruf gefolgt und hatten sich am Leopoldplatz getroffen um gemeinsam eine Demonstration durchzuführen. Um 12:45 Uhr setzte sich diese in Bewegung. Währenddessen versammelten sich schon einzelne Antifaschist*innen am Gesundbrunnen um gegen ankommende IB’ler*innen zu protestieren. Die öffentliche Ankündigung sich dem Aufmarsch der IB-Demo mit Menschenblockaden entgegenzustellen setzen die Demonstrierenden in die Tat um: Als die Demonstration die Hussitenstraße passierte, machte sich ein Teil auf den Weg Richtung Route der IB.
Ein erster Blockadepunkt entstand an der Kreuzung Bernauer- Ecke Strelitzerstraße mit knapp 300 Menschen. Im folgenden gab es immer wieder Versuche neue Blockadepunkte aufzumachen: eine Blockade mit knapp 100 Menschen an der Voltastraße wurde brutal aufgelöst. Ein Blockadepunkt mit über vielen hundert Menschen entstand am Nordbahnhof und konnte bis zum Schluß gehalten werden. Ein weiterer Blockadepunkt kam auf der Brunnen- Höhe Stralsunderstraße zusammen. Hier kamen über 100 Leute. Darüberhinaus sicherten eine Vielzahl von Protestierende das Gebiet in der Watt-, Usedomer- und Stralsunder Straße für mögliche Ausweichrouten ab, indem sich dort aufhielten und zeitweise einzelne Blockaden aufbauten.
An der Kreuzung Bernauer- Ecke Brunnenstraße wuchs am Ende der größte Blockadepunkt auf zwischenzeitlich 600 Protestierenden an. Mehrere hundert Menschen verhinderten eine Ausweichroute Richtung Süden, indem sie sich von der südlichen Seite dieser Kreuzung aufhielten. Währenddessen begann die Polizei die Blockade Brunnen- Höhe Stralsunder Straße zu räumen. Die Entschlossenheit der Sitzenden verhinderte ein schnelles Vorgehen der Polizei. Skandalös war, dass die Polizei weiter die Blockade räumte, obwohl die IB zwischenzeitlich ihre Demo aufgelöst hatte.
Bevor die IB ihre Demonstration auflöste, wurden sie die ganze Zeit des Wartens von Anwohner*innen beschimpft – der Kiez wehrte sich sich. Nach dem Auflösen ihrer Demo rannten einige IB’ler spontan los und überrannten eine Polizeikette, wurden aber nach 300m gestoppt. Nach einiger Zeit gingen sie mit “AHU” Rufen, die ansonsten in Deutschland nur rechte Hooligans aus dem HoGeSa-Spektrum von sich geben, zurück in den Gesundbrunnen Bahnhof. Von dort aus reisten einige Richtung Süden ab. Andere fuhren Richtung Bernau. So eine Gruppe von knapp 60 Rechten, die sich in Pankow in der Mühlenstraße vor dem Restaurant Landhaus breit machten und dort bis 23:30 blieben.
Die Bilanz des Tages: die Rechten konnten trotz europaweiter Mobilisierung nicht mal ganz von einer U-Bahnstation zur nächsten laufen: nach 600m war Schluß! Die Polizei ging den ganzen Tag über mit unverhältnismäßiger Härte gegen Blockierende vor, die zu keinem Zeitpunkt die Eskalation mit der Polizei suchten. Immer wieder setzte sie massiv Pfefferspray ein, ließ Blockadepunkte brutal räumen und führte eine hohe Zahl an Ingewahrsamnahmen durch. Doch das Ergebnis des Tages bleibt eindeutig: über 3.500 Gegendomstrant*innen stellten sich der “Identitären Bewegung” erfolgreich in den Weg! Der 17.06 war ein Sieg für den antifaschistischen Widerstand in Berlin!