7./8. Juli: Antifa Ratschlag 2023

Antifa Ratschlag 2023 Berlin/Brandenburg
Wo? Schule für Erwachsenenbildung (SFE)

Strategiedebatten + Kampagnenarbeit + Probleme der Organisierung + Kiezantifa + (Anti-)Repression + Feminismus u.v.m.

Gemeinsam Informieren # Analysieren # Diskutieren # Demonstrieren

Die Corona-Pandemie war und ist ein Einschnitt, den wir als Antifaschist*innen in Berlin und Brandenburg personell, organisatorisch sowie politisch, inhaltlich spüren. Was hat sich in den letzten Jahren alles getan! Und wie ist der Stand der antifaschistischen Arbeit?

Wir müssen reden!
Die AfD normalisiert sich zunehmend als „Rechtsaußen-Partei“; Schritt für Schritt werden rechte Szene-Immobilien in Berlin aufgebaut: Blankenburg, Hönow, Kausldorf, Lichterfelde und neuerdings eine AfD-Bundesgeschäftsstelle in Wittenau. Der „3. Weg“ rekrutiert in Berlin fleißig kampfsportaffine erfahrene und junge Nazis. Unsere Gegenstrategien gehen immer weniger auf. Seit Corona erschwerend hinzu kamen die Bemühungen von rechts eine themenbezogene Querfront zu bilden. Dass dies nicht gelingt, ist kein Automatismus. Parallel werden Antifaschist*innen durch staatliches Handeln geschwächt und wir fragen uns, wie wir uns als außerparlamentarische Antifaschist*innen organisieren wollen und sollten, um mit all dem umzugehen.

Wir müssen uns austauschen!
Wir sind uns sicher, ihr könnt dieser Liste weitere Aspekte hinzufügen. Deshalb denken wir, dass es mal wieder notwendig ist eine gemeinsame Bestandsaufnahme zu machen. Dabei schweben uns Analysen und vor allem der Erfahrungsaustausch vor – am besten für Berlin und Brandenburg zusammen. Der gesellschaftliche Rechtsruck und Nazi-Strukturen machen nicht an den Stadtgrenzen halt, also sollten auch wir das nicht.

Wir müssen uns sehen!
Eine solche Bestandsaufnahme zum Thema Antifaschismus und antifaschistische Organisierung kann nicht „nebenbei“ oder nach Feierabend stattfinden. Vielmehr sollten wir uns Zeit nehmen und mal wieder an einem Ort zusammen kommen. Viele Fäden sind abgerissen, das muss nicht so bleiben. Organisierung und Beziehungen wieder aufzubauen, sollte aus unserer Sicht eins der Projekte dieses Jahres sein. Deshalb: Kommt zum antifaschistischen Ratschlag 2023.

Von Gruppen zugesagte Workshops:
KeinRaum der AfD // NS-Verherrlichung stoppen // Was ist Querfront // Die extreme Rechte und der Antifeminismus //  Nazis in den Sicherheitsbehörden // Was macht der 3. Weg? // Berlin von Rechts – Register rechter Vorfälle // Erinnerungsarbeit & Gedenkpolitik // HowTo Kiezantifa // Resilienz gegen Repression // Wie gründe ich eine Gruppe und wie bleiben wir bestehen? // Feministische Organisierung uvm.

Ab Freitag, 7. Juli, 18 Uhr bis Samstag 8. Juli, 18 Uhr. In der Schule für Erwachsenenbildung (SFE), Mehringhof, Gneisenaustr. 2a, 10969 Berlin-Kreuzberg.

Danach Antifa-Demo „Nach den Rechten schauen“ in Marzahn-Hellersdorf 20 Uhr U-Bhf. Kaulsdorf (Aufruf)

Hinweis Corona: Die Infektionen sind gerade wieder sehr hoch. Bitte kommt nicht ungetestet und mit Erkältungssymptomen.

Hinweis Kinderbetreuung: Wir bieten Samstag 10-18 Uhr Kinderbetreuung in der SFE an.

Hinweis Barrierefreiheit: Die SFE ist im 4. Stock des Mehringhofs. Es gibt einen Fahrstuhl und eine enthinderte Toilette.

Programm (wird ständig aktualisiert)

Freitag, 7. Juli ab 18 Uhr

18:00-19:30 Uhr Workshop-Phase 1

  • „Die Nazipartei Der 3. Weg“
  • Digitale Selbstverteidigung

ab 19 Uhr: Abendessen

20 Uhr: Auftaktveranstaltung
„Probleme und Aufgaben des Antifaschismus“
Organisierung und Strategien antifaschistischer Arbeit in Berlin. Wer sind unsere Verbündeten, wo knüpfen wir an, vor welchen Herausforderungen stehen wir? Gespräch mit zwei Vertreter*innen der Kurdischen Jugend und kurdischen Studierenden bzw. TEKO-Jin (Bewegung junger kämpferischer Frauen)

 

Samstag, 8. Juli ab 9 Uhr

9:00-10:00 Frühstück
10:30-12:00 Workshop-Phase 2
  • Kampagne: Kein-Raum der AfD? Strategiedebatte
  • Kampagne: Nazis in den Sicherheitsbehörden
  • Kampagne: NS-Verherrlichung stoppen
  • Kiezantifa: Chancen und Limits
12:00-13:30 Mittag
14:00-15:30 Workshop-Phase 3
  • Erinnerungs- und Gedenkpraxis
  • Vorstellung der Ergebnisse der Berliner Register
  • Queerfeministier Antifaschismus
  • Querfront von „Links“
15:30-16:00 Kaffee-Pause
16:00-17:30 Workshop-Phase 4
  • Gruppenprozesse: Gründung und Dabeibleiben
  • Was ist Querfront
  • Rekrutierungsmuster des organisierten Antifeminismus
  • Repression gegen Antifas, wie wir uns schützen und weitermachen
17:45-18:45 Abschluss
18:45 Abfahrt zur Demo in Hellersdorf

Workshop Ankündigungen

A Was tut sich rechts?

1. Vorstellung der Ergebnisse der Berliner Register für 2022
Die Berliner Register dokumentieren seit 2017 in allen Berliner Bezirken Vorfälle, die extrem rechts, rassistisch, antisemitisch, lgbtiq*-, behinderten- oder obdachlosenfeindlich sind. Die Vorfälle reichen von Aufklebern über Hakenkreuze, Demonstrationen, Beleidigungen, Diskriminierung in Institutionen bis hin zu Gewalttaten. Einmal jährlich werden mehrere Tausend Vorfälle eines Jahres ausgwertet und Analysen für jeden Bezirk und ganz Berlin erstellt. Ziel ist es, das gesellschaftliche Klima zu beschreiben, aus dem heraus Ausgrenzung und Abwertung von Menschengruppen entsteht und den Perspektiven von Betroffenen im öffentlichen Diskurs mehr Raum zu geben. Im Workshop werden die Ergebnisse für das Jahr 2022 vorgestellt und die Arbeitsweise der Berliner Register erklärt.

2. Was ist Querfront

Der Querfront-Vorwurf war in den letzten Jahren häufig sowohl in linken Debatten als auch in größeren Medien zu hören, zum Beispiel in Bezug auf Corona-Proteste oder die Friedensbewegung. Dem gegenüber steht der Vorwurf, die Querfrontdebatte sei ein bürgerliches Machtinstrument, um Bewegungen zu zersetzen. Wir wollen den Workshop daher nutzen, uns Querfront als rechte Strategie einmal historisch zu nähern und verschiedene Beispiele zu beleuchten – vom „arischen Sozialismus“ eines Eugen Dühring bis zum Compact-Magazin. Anhand dessen versuchen wir zu klären, was es mit dem Querfront-Begriff auf sich hat, wo er Sinn macht – und wo nicht.

3. Die Nazipartei Der 3. Weg
„Der III. Weg“ ist momentan die größte organisierte Neonazistruktur in Berlin. Seine Mitglieder sind dabei keine Unbekannten: „Der III. Weg“ ist ein Sammelbecken für militante Neonazis, die für zahlreiche Angriffe auf Antifaschist:innen verantwortlich sind. „Der III. Weg“ versucht eine Vormacht auf den Straßen herzustellen. Sie trainieren Kampfsport im öffentlichen Raum, gehen regelmäßig flyern, stickern, plakatieren und sprühen. Berlin-Hellersdorf ist der lokale Hotspot der Neonazipartei. Der Bezirk hat eine lange rechte Tradition. Nirgendwo in Berlin ist „Der III. Weg“ so präsent wie hier. Kader vom „III. Weg“ reisen aus ganz Berlin und Brandenburg für Aktionen in den Bezirk. Im Vortrag werden Aktionsfelder und einzelne Akteure des „III. Wegs“ vorgestellt. Im Anschluss möchten wir mit euch ins Gespräch kommen: Was können wir dem „III. Weg“ entgegensetzen?  Darüber hinaus möchten wir mit dem Vortrag zur Antifa-Demo am Abend des 8.7. aufrufen. Dort, wo sich Neonazis eine Wohlfühlzone aufbauen wollen, müssen wir als Antifa ansetzen
4. Rekrutierungsmuster des organisierten Antifeminismus
Während sich bestimmte Aspekte der Geschlechterdynamiken in den letzten Jahrzehnten verändert haben, sind grundlegende Erwartungen an Männer und Sozialisierungsmuster gleich geblieben. Gekoppelt mit den Krisenmomenten, die mit Neoliberalismus, der Corona-Pandemie, wirtschaflicher Rezession und ähnlichem einhergehen, werden Männer immer wieder mit Gefühlen von Ohnmacht und Nicht-Genügen konfrontiert. Unterschiedliche faschistische und antifeministische Akteure versuchen kontinuierlich, an dieses Gefühl der Kränkung anzuknüpfen und Männer darüber politisch zu mobilisieren, oft mit großem Erfolg. Wir wollen dies an zwei konkreten Beispielen und die Wichtigkeit von einem rabiaten Feminismus für antifaschistische Arbeit beleuchten.
5. Querfront von „Links“
Überall auf der Welt demonstrieren Nazis für Frieden. In Deutschland ist es ihnen gelungen, sich mit der alten und neuen Friedensbewegung ein fast perfektes Alibi zu verschaffen. Große traditionell linksradikale Organisationen und Persönlichkeiten arbeiten aktiv & bewusst daran, den antifaschistischen Konsens auf Demos aufzuweichen, umzudeuten und zu untergraben.
Der Workshop teilt sich in 3 Teile: 
– eine kurze Übersicht über die bundesweit sehr verschiedenen Ostermärsche und die ebenso verschiedenen Gegenmassnahmen – eine Omas gegen Rechts (Deutschlandbündnis) interviewt eine Echse der Antiverschwurbelte Aktion über ihre Erfahrungen im heißen Herbst und ihre Kampagnen (#Antifastreik, #Spalternative & #völliglosgelöst).
– Diskussion mit den Teilnehmis wie das Problembewusstsein gestärkt und die Attraktivität von Schwurbel gesenkt werden kann. Wie umgehen mit Schwurbel in den eigenen Reihen?

B Kampagnenvorstellung

1. NS-Verherrlichung stoppe
Seit dem Ende der 1990 Jahren haben sich vor allem in postsozialistischen Ländern (Süd-) Osteuropas, die im zweiten Weltkrieg mit Deutschland kollaboriert haben, geschichtsrevisionistische Aufmärsche und faschistisches Gedenken etabliert, an denen sich Nazis aus ganz Europa beteiligen. Gedenkveranstaltungen und Aufmärsche zur Erinnerung an NS-Kollaborateure sind mit ihren Opfermythen wichtige Kristallisationspunkte für die extreme Rechte in ganz Europa. Wir möchten gemeinsam mit euch Schlaglichter auf die NS-verherrlichenden Aufmärsche in Lettland, Bulgarien, Österreich und Ungarn werfen und die Kampagne NS-Verherrlichung stoppen vorstellen.
 Wir werden über antifaschistische Gegenaktivitäten der letzten Jahre berichten und Möglichkeiten aufzeigen die Antifaschist*innen vor Ort aktiv und internationalistisch zu unterstützen. https://afaeurope.noblogs.org/
2. Nazis in den Sicherheitsbehörden /
Wir würden zunächst einen Überblick über das Problem mit Nazis und Rassist*innen in den „Sicherheitsbehörden“ geben, dazu auch Beispiele aus Berlin. Danach werden wir unsere Schlussfolgerungen vorstellen. Anschließend können wir diskutieren, was das für die Praxis der antifaschistischen Bewegung bedeutet. https://entnazifizierungjetzt.de/
3. Kein-Raum der AfD? Strategiedebatte
AfD in Berlin – Der rechte Rand übernimmt. Was macht die Berliner AfD? Inzwischen leider wieder ziemlich viel. Jahrelang war der Berliner Parteiverband zerstritten. Inzwischen bestimmen aber die rechten Hardliner nahezu ausnahmslos die Politik. Außerdem gibt es verstärkt Veranstaltungen, Netzwerktreffen und Versuche zur Basisarbeit.
Mit dem Vortrag wollen wir die aktuellen Themen, Akteur*innen und Orte der Berliner AfD beleuchten und diskutieren was sich in den letzten Jahren getan hat, warum es so wenige antifaschistische Interventionen gegen die wieder erstarkende Partei gibt und wie wir als antifaschistische Bewegung wieder in die Offensive kommen können.

C Praxis und Organisierung

1. Queerfeministier Antifaschismus
In dem Workshop werden wir uns auf feministische Ansätze innerhalb von Antifa-Gruppen und die Aushandlungen und Konfliktlinien fokussieren. Wir wollen Vorschläge diskutieren, wie wir patriarchale Zustände bekämpfen können, einerseits als Teil von Faschismus, andererseits als Teil unserer eigenen Strukturen. Wir können wir uns gegenseitig stärken um gemeinsam eine Bewegung für die befreite Welt für alle zu werden?
2. Kiezantifa: Chanchen und Limits
Join your local antifa – Möglichkeiten und Herausforderungen von antifaschistischer Arbeit im Kiez.
Wir wollen über unsere Erfahrung mit der Struktur einer kiezbezogenen Antifavernetzung berichten. Was für Themen und Ziele haben wir? Wie klappt der Spagat zwischen antifaschistischen Themen und Vernetzungen und Austausch mit Nachbar*innen und Kiezinitiativen? Was machen wir, wenn wir Nazis in der unmittelbaren Nachbarschaft haben? Wir wollen mit euch darüber ins Gespräch kommen, welche Möglichkeiten, Risiken und Limitationen ein offeneres Organisierungsangebot im Stadtteil mit sich bringt und Anregungen geben, wie die antifaschistische Kiezarbeit trotzdem gelingen kann.
3. Gruppenprozesse: Gründung und Dabeibleiben
Erfahrungsbericht zur Gruppengründung in den letzten Jahren. Was lief gut, was lief schlecht, wie bleibt man dabei? Anschließend gemeinsamer Austausch.
4. Repression gegen Antifas, wie wir uns schützen und weitermachen
Als Antifaschist*innen können wir es dem Staat nicht recht machen. Unsere Kämpfe sind daher immer von Kriminalisierung und Repression begleitet. Dies geschieht in verschiedenen Formen: Polizeigewalt auf Demos, Festnahmen, Überwachungsmaßnahmen und Inhaftierung. Die Maßnahmen treffen Einzelne, aber richten sich gegen das politische Engagement, mithin die antifaschistische Bewegung als solche. Daher brauchen wir einen kollektiven Umgang mit Repression, der die verschiedenen Auswirkungen berücksichtigt: natürlich den unmittelbaren finanziellen und emotionalen Druck auf die Betroffenen. Aber auch die Wirkung auf das engere Umfeld und auf die Bewegung als solche. In diesem Workshop wollen wir uns mit den Funktionsweisen von Repression beschäftigen, aber auch diskutieren, wie wir einen guten Umgang mit Repression finden können. Ziel ist, nicht geschwächt daraus hervorzugehen, sondern eine Praxis gelebter Solidarität zu entwickeln.
5. Digitale Selbstverteidung
Digitale Geräte sind Werkzeuge die wir täglich nutzen und gebrauchen. Mit der Nutzung steigen auch die Gefahren für alle Beteiligten. 
Dieser Workshop soll helfen dein Level an „IT-Sicherheit“ zu erhöhen. Bringt bitte deinen Laptop und/oder Smartphones, damit wir Dinge gleich ausprobieren könnt.
6. Antifaschistinnen aus Anstand
Digitales Gedenken an Berliner Frauen im Widerstand gegen die Nationalsozialisten. „Aus Anstand!“, Soll Marlene Dietrich einmal auf die Frage geantwortet haben, warum sie Antifaschistin geworden sei. Mit unserem Projekt wollen wir zur Sichtbarmachung von Frauen beitragen, die sich aus vielfältigen Gründen gegen die Nationalsozialisten zur Wehr gesetzt haben. Um die analoge und digitale Erinnerung zu verbinden, machen wir dieses Jahr auch das Projekt Widerstandsgeschichte lokal, in dem wir für jeden Berliner Bezirk eine Stadtführung entwickeln.