Kein Heß-Gedenken am 17. August in Berlin!

NS-Verherrlichung stoppen!

Auch in diesem Jahr ist damit zu rechnen, dass Neonazis bundes- und europaweit nach Berlin mobilisieren, um dem Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß zu gedenken und den deutschen Faschismus zu verherrlichen. In den vergangenen zwei Jahren ist es nicht gelungen, diese Märsche in Spandau (2017) und Lichtenberg (2018) durch antifaschistische Gegenwehr komplett zu verhindern – wohl aber zu behindern. 2017 wurde die Wegstrecke von hunderten Aktivist*innen blockiert – die Neonazis konnten nur einen Bruchteil ihrer angemeldeten Strecke zum ehemaligen Kriegsverbrechergefängnis in Spandau laufen. 2018 versuchten sie es mit einer Verwirrungstaktik durch mehrere Anmeldungen. Während sich der Protest auf Spandau konzentrierte, liefen die Neonazis bedrängt von nur noch einem kleinen Teil Protestierender von Friedrichshain nach Lichtenberg.

Das Täuschungsmanöver gelang nur durch die wohlwollende Kooperation der Berliner Polizei, die den Neonazis den Weg durch die Berliner Straßen freiprügelte. Auch 2019 dürfte es ähnliche kurzfristige und unvorhersehbare Änderungen geben. Der Heß-Marsch kann also in jedem Bezirk stattfinden – und entsprechend werden wir uns in allen Bezirken darauf vorbereiten!

Keine Revision der Geschichte

Ginge es nach den Neonazis, so soll die Geschichte des deutschen Faschismus neu geschrieben werden. Sie fordern die Revision, eine Umschreibung und Umdeutung der nationalsozialistischen Verbrechen und vor allem eine Rehablitierung der NS-Täter*innen. Für diesen Zweck wollen sie den Todestag von Heß nutzen und weiter am Mythos „Rudolf Heß“ stricken. Dieser Mythos basiert auf einem angeblichen Mord am „Stellvertreter des Führers“ durch britische Agenten im Jahr 1987, im damaligen Kriegsverbrechergefängnis Spandau.

Diese Erzählung ist elementar für die neonazistische Mobilisierung. Heß, der letzte Gefangene des Kriegsverbrechergefängnis in Spandau, war aktiv an der Verfolgung von Jüd*innen beteiligt, ein bedingungsloser Gefolgsmann Hitlers, und blieb bis zu seinem Selbstmord ein überzeugter Nationalsozialist. Das macht ihn für Neonazis aller Couleur zum Vorbild.

Schulterschluss des faschistischen Lagers verhindern

Seit 1988 finden Rudolf-Heß-Gedenkmärsche statt. Die Höhepunkte stellten die Aufmärsche in den Jahren 2001 bis 2004 dar. Bis zu 5000 Neonazis pilgerten ins bayerische Wunsiedel, wo sich bis 2011 das Grab befand. Das Heß-Gedenken reihte sich neben den Aufmärschen in Halbe und Dresden ein, die explizit dem Nationalsozialismus huldigten und die Deutschen als eigentliche Opfer des Zweiten Weltkriegs darstellten.

Diese Aufmärsche waren wichtige Bestandteile der Erlebniskultur der Neonaziszene. Durch antifaschistische Gegenmobilisierungen konnte die Dynamik der Aufmärsche gebremst und deren Teilnehmer*innenzahlen deutlich verringert werden.

Doch solche geschichtsrevisionistischen und pro-faschistischen Mobilisierungen gibt es weiterhin, insbesondere zu europaweiten Neonazi-Großaufmärschen in Budapest, Riga oder Sofia – und eben auch in Berlin. Hier wie dort geht es um die Rehabilitierung von NS-Täter*innen, SS-Schergen, Wehrmachtssoldaten und deren Verbündeten. Es geht um nationales Ehrgefühl und um die Umkehr der Schuld am Holocaust, an den Massakern und Leiden während des NS. Letztlich fordern alle diese Märsche und Gedenkfeiern eine Neuauflage des Faschismus, in modernisiertem Gewand. Sie sind Appell und Drohung an den Rest der Welt.

Roter Teppich für Neonazis

Der Berliner Senat hat den Neonazis immer wieder den roten Teppich ausgerollt und den betroffenen Kiezen den Schutz vor Neonazigewalt verwehrt. Bereits in den 90er Jahren waren Heß-Aufmärsche die Erlebniswelt der vielen Mitglieder des NSU. Heute ist es Combat 18, das unter Polizeieskorte sein Netzwerk pflegen darf.

R2G bagatellisiert das faschistische Geschichtsbild als bloße Meinungsäußerung, verharmlost die Bedrohung durch rechtsterroristische Netzwerke und demütigt damit die Opfer des Faschismus in aller Welt. Ein skandalöses und geschichtsvergessenes Verhalten, das gerade in der ehemaligen „Reichshauptstadt“ dringend korrigiert werden muss. NS-Täter*innen sind keine Opfer! Wir werden nicht zulassen, dass sie die künftigen Generationen vom Gegenteil überzeugen!

Wir laden alle zum Mitwirken ein: Wir werden uns den nötigen Raum nehmen und den Neonazi-Aufmarsch verhindern. Wir werden uns gemeinsam und dezentral darauf vorbereiten, die NS-Verherrlichung zu stoppen. Kein Fußbreit den Faschist*innen! Kein Heß-Marsch in Spandau oder anderswo!

Achtet auf Veranstaltungen und Aktionstrainings auch in eurem Bezirk.
Nehmt mit uns Kontakt auf, wenn ihr euch an der Vorbereitung beteiligen wollt.

Berliner Bündnis gegen Rechts
berlingegenrechts.de