Entwickelt sich Spotify zu einer Plattform für rechte Podcasts?

Das rechte Netzwerk „EinProzent“ hat inzwischen neun Podcasts unter dem Titel „Lagebesprechung“ veröffentlicht. Vorgeblich geht es um die Coronakrise und den Umgang damit. Darin wird jedoch die Ideologie der Neuen Rechten transportiert.

Zunächst waren die Beiträge inhaltlich recht moderat und langweilig, zeigten Verständnis für die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Die Zuhörer*innen wurden auf die Zeit nach der Krise vertröstet, wenn die „Abrechnung“ mit der Regierung kommen würde. In den letzten Podcasts änderte sich das. Es wurde nun behauptet, dass Corona harmlos und eher mit einem Fieber vergleichbar sei. Aus dieser Position der Verharmlosung von Corona werden die Einschränkungen der Bürgerrechte und des Datenschutzes kritisiert. Ob hier ein „Schulterschluss“ mit den rechtsoffenen bundesweiten „Hygienedemos“ angestrebt wird, bleibt abzuwarten. Die AfD und andere rechte Protagonist*innen fordern aber schon seit einigen Tagen, die Einschränkungen (vor allem der Wirtschaft) aufzuheben. (1)

Der Background der Interviewten bleibt unverändert. Sie kommen größtenteils aus dem rechtsradikalen Burschenschaftsspektrum und haben fast durchgängig Verbindungen zur Identitären Bewegung und/ oder der AfD.
Spotify verweigert sich nach wie vor unserer Forderung nach Abschaltung dieser Podcasts. Dennoch haben wir schon viel erreicht. Zahlreiche Menschen beteiligen sich und schreiben Mails an Spotify oder nutzen die sozialen Medien um ihren Protest auszudrücken. Wir haben eine Internetpetition gestartet, die bereits ca. 7 900 Menschen (Stand 28.4.2020) unterzeichnet haben. Spotify scheint das Problem aussitzen zu wollen. Das verwundert uns. Anfang dieses Jahres versprach der Pressesprecher von Spotify Deutschland, Marcel Grobe, gegenüber der Zeitung „The Times of Israel“, antisemitische und faschistische Inhalte innerhalb von 24 Stunden zu löschen. (2)

Wir werden nicht locker lassen. Spotify darf nicht Plattform rechter Medien werden.

Inzwischen wurde ein weiterer rechter Podcast auf Spotify gepostet. Unter dem Titel „Nachbesprechung“ (sic) kommen der Vorsitzende des flüchtlingsfeindlichen Vereins „Zukunft Heimat“ aus Cottbus, Christoph Berndt, und der Brandenburger AfD-Landtagsabgeordnete Lars Schieske zu Wort. Auch hier wird größtenteils über die Coronakrise gesprochen. Und auch hier wird sie als „sogenannte Coronapandemie“ verharmlost und die Expertise von Virologinnen und Epidemiologinnen angezweifelt. Der schnelle Ausstieg aus den Coronamaßnahmen wird gefordert. Der Verein „Zukunft Heimat“ ist eng verbunden mit der Identitären Bewegung und anderen Akteuren der organisierten Rechten.(3)

(1) https://www.tag24.de/thema/coronavirus/antrag-von-afd-fraktion-zur-aufhebung-von-corona-beschraenkungen-abgelehnt-1495640
(2) https://www.timesofisrael.com/spotify-says-removing-playlists-that-glorify-hitler-urge-gassing-of-jews/
(3) https://www.antifainfoblatt.de/artikel/musterstadt-cottbus